Und was ist Autismus?
Definiert wird Autismus oft als „angeborene tiefgreifende Entwicklungsstörung“ – im Sinne der oben erwähnten Definition von Neurodiversität ist dies keine hilfreiche Erklärung, um Autismus zu verstehen.
Grob kann deshalb beschrieben werden, dass Autismus eine natürliche Variation in der menschlichen Neurobiologie ist. Die neuronalen Vernetzungen im autistischen Gehirn funktionieren anders als in einem neurotypischen Gehirn. Autismus ist somit eine besondere Art die Welt wahrzunehmen, in ihr zu handeln, zu leben. Autismus ist angeboren und beeinflusst die Informationsverarbeitung, die Wahrnehmung, die Kognition und die Emotionen einer Person. Wenn die Umgebungsfaktoren für Autisten stimmig sind, kann Autismus erstaunliche Stärken und Fähigkeiten mit sich bringen und eine große Bereicherung sein, z.B. für Gruppen, für Unternehmen und für unsere Gesellschaft.
Selbst unter Autist:innen gibt es die Diskussion, ob Autismus als Störung oder gar Krankheit bezeichnet werden sollte. In dieser Hinsicht scheiden sich die Gemüter da Autismus sehr unterschiedlich in Erscheinung treten kann. Autist:innen unterscheiden sich hinsichtlich der Ausprägung der Besonderheiten und Fähigkeiten stark voneinander. Deshalb wird von einem Autismus-Spektrum gesprochen und Schätzungen der UNO zufolge leben weltweit ca. 67 Millionen Menschen, also etwa einer von 100 Menschen, im Autismus-Spektrum. Weiteren Schätzungen zufolge sind nur 10% der Autist:innen in Deutschland auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig.
Wie alle Menschen, ist auch jeder Autist und jede Autistin einzigartig in seiner und ihrer Persönlichkeit, die durch den individuellen Charakter und die persönlichen Lebenserfahrungen geprägt wird. Man könnte es auch so formulieren, dass es egal, ob jemand neurodivers oder neurotypisch ist, jeder Mensch einmalig ist und seine eigenen Stärken mitbringt. Sicherlich gibt es Autisten, die mehr Herausforderungen haben als andere, aber genau diese Aussage trifft auch auf neurotypische Menschen zu.
Wussten Sie:
Eine der Schwierigkeiten, denen Autist:innen im Alltag begegnen, ist die eingeschränkte Fähigkeit, Mimik und Gestik intuitiv zu lesen. Deswegen fällt es ihnen in Gesprächen manchmal schwer, die Absichten, Emotionen und Stimmungen ihres Gegenübers richtig einzuschätzen. Das ist auch der Grund, warum Autist:innen oft Augenkontakt vermeiden.